Unsichtbar - Vom Leben auf der Straße

Das Projekt "Unsichtbar. Vom Leben auf der Straße" begann 2014 mit einem Mann, der an
einem kalten Wintermorgen im Eingang der Redaktion der Berliner Morgenpost lag und
schlief. Er war obdachlos - wie immer mehr Menschen in Berlin. Die Idee, einmal nicht über
diese Menschen zu berichten, sondern ihnen ins Gesicht zu schauen und sie zu fragen, wer sie
sind, entstand im Reporteralltag. Das improvisierte "Fotostudio" bestand aus gestapelten
Brotkisten und alten Decken in einem winzigen Kellerraum der Berliner Stadtmission am Zoo.

Die Porträtierten waren erst zurückhaltend, aber nach den ersten Ergebnissen auch sehr stolz,
einmal auf diese Weise gesehen zu werden. Eigentlich alle waren krank, körperlich und
seelisch. Kathie starb schon, bevor das Buch zur Ausstellung erschien. Die Portraits
ermöglichen es, hinter allem Leid den Menschen zu entdecken.

Die Armut wird größer! Mit der Ausstellung „UNSICHTBAR. Vom Leben auf der Straße“ möchte
die Evangelische Kirchengemeinde Tiergarten einen Beitrag dazu leisten, dass Armut als ein
Problem verstanden wird, das uns alle angeht. In Berlin leben ca. 50.000 Menschen ohne
Wohnung, davon bis zu 6.000 Menschen auf der Straße. Davon sind etwa 120 Menschen
dreimal in der Woche im Spätcafe ́ in der Heilandskirche zu Gast. Auch die Ausgabestelle LAIB
und SEELE in der Erlöserkirche versucht die Not zu lindern. Gegen die Zurücksetzung und
Ausgrenzung armer Menschen möchten wir Mut machen, etwas zu verändern und zum
Mitmachen motivieren.

RETO KLAR, geboren 1967 in Hamburg, ist Cheffotograf bei der Funke Mediengruppe und
Fotochef der Berliner Morgenpost, die zur Funke Mediengruppe gehört. Er war 20 Jahre bei
der Welt und Welt am Sonntag und lebt in Berlin. Reto Klar hat diverse Bücher veröffentlicht
Seine Arbeiten waren in Ausstellungen, u.a. im Deutschen Haus der Geschichte in Bonn und
in Leipzig sowie in den Goethe-Instituten zu sehen. Er wurde mehrfach in verschiedenen
Kategorien mit dem European Newspaper Award und dem Award of Excellence
ausgezeichnet.

UTA KESELING, geboren 1966 in Göttingen, arbeitet als Reporterin bei der Redaktion Welt/
Welt am Sonntag/ Berliner Morgenpost, seit 2009 als Reporterin und Verantwortliche
Redakteurin bei der Berliner Morgenpost. Ihre Arbeiten wurden unter anderem ausgezeichnet
mit dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse, dem Deutschen Reporterpreis und dem
Deutschen Lokaljournalistenpreis.

Unterstützt wird die Ausstellung “Unsichtbar” in der Heilandskirche, wie auch 2014 das
Projekt, von Reto Klar und Uta Keseling, sowie der Berliner Stadtmission, damals vor allem von
Dieter Puhl, dem Leiter des Zentrums am Zoo. Auch der Verein “Berliner Helfen e.V.” der
Berliner Morgenpost und die Deutsche Bahnstiftung, die eine große Wanderausstellung in
zahlreichen Bahnhöfen in ganz Deutschland präsentierte, ermöglichten das Projekt. Die
begleitende Mulitmedia-Reportage wurde mit dem Hansel-Mieth-Preis Digital ausgezeichnet.