Pfarrerin Sabine Röhm: Abschied aus der Gemeinde - Zentralgottesdienst am 6.1.2019

Pfarrerin Sabine Röhm: Abschied aus der Gemeinde - Zentralgottesdienst am 6.1.2019

Pfarrerin Sabine Röhm: Abschied aus der Gemeinde - Zentralgottesdienst am 6.1.2019

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Pfarrerin Sabine Röhm: Abschied aus der Gemeinde - Zentralgottesdienst am 6.1.2019

»Was vergangen, kehrt nicht wieder, aber ging es leuchtend nieder, leuchtet’s lange noch zurück. « (Karl August Förster)

Diesen Satz schrieb mir einst meine Großmutter in mein Poesiealbum. Seither begleitet er mein Leben. Und ich stelle fest: Er stimmt. Blicke ich auf meine Zeit als Pfarrerin hier in Tiergarten/Moabit, gibt es viele leuchtende Augenblicke, Begebenheiten und Erfahrungen, die unvergessen sind und bleiben und die ich mitnehmen werde. Zehn Jahre lang war ich hier beheimatet und habe miterlebt, wie vier eigenständige Gemeinden Schritt für Schritt zu einer wurden. In dieser Zeit habe ich in der gesamten Region insgesamt acht Pfarrerinnen und Pfarrer gehen sehen und vier VikarInnen betreut und ausgebildet. Als ich am 1. Februar 2009 in der KaiserFriedrich-Gedächtniskirche meine Arbeit aufnahm, habe ich nicht geahnt, wie rasant und umfassend sich die Gemeindearbeit verändern würde. Es war eine aufregende, spannende und umwälzende Zeit, und ich freue mich, dass ich daran Anteil nehmen konnte und die Gemeinde(n) eine so lange Zeit mitgestaltet habe. 

Viele wunderbare Begegnungen mit vielen Menschen haben mich bereichert und glücklich gemacht. Speziell die Arbeit mit den Kindern und jungen Familien war mir stets ein großes Anliegen, und je wuseliger es zuging, desto wohler habe ich mich gefühlt. Durch die alljährlichen Krippenspiele habe ich so einige Kinder buchstäblich groß werden sehen. Die regelmäßigen Kitagottesdienste mit rund hundert Kitakindern haben mir ebenfalls große Freude gemacht, ganz sicher auch deshalb, weil die Zusammenarbeit mit den ErzieherInnen richtig schön war und ich deren Spontanität und Begeisterung sehr geschätzt habe. Dankbar habe ich darüber hinaus wahrgenommen, wie die Kinder- bzw. Familiengottesdienstteams unserer vier Standorte mit der Zeit mehr und mehr zusammengewachsen sind und gemeinsam viel auf die Beine gestellt haben, mit Elan, Fröhlichkeit und Zugewandtheit. Auch die acht intensiven Jahre in der Konfirmandenarbeit waren für mich kostbare und fruchtbare Jahre, weil die Arbeit mit den Jugendlichen mir viel bedeutet hat. Viele Besuche, Seelsorgegespräche, Begegnungen im Meerbaum-Haus oder auch in der Ökumene, v. a. mit der St. Laurentiusgemeinde am Hansaplatz, haben auch mir sehr viel gegeben. Es ist immer dieses: ein Geben und ein Nehmen. Es ist ein schönes Gefühl, Menschen, ob nun jung oder alt, ein Stück auf ihrem Weg begleiten zu dürfen, sie zu trösten oder sich mit ihnen zu freuen, über den Glauben zu sprechen, zu beten und zu schweigen und mich dabei selbst begleitet zu fühlen.

Gestärkt und bereichert haben mich dabei neben den hauptamtlichen Mitarbeitenden auch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer aus den unterschiedlichsten Bereichen, die immer zur Stelle waren, wann immer sie gebraucht wurden und sich mit ihren kreativen Ideen, mit viel Kraft und Freude so zuverlässig einbringen um auf diese Weise diese Gemeinde mitzugestalten. Was hatten wir oft für Spaß! Ich denke da nur an so einige Gemeindeausflüge, an Putzfeste, Salbungsgottesdienste, Kinderkirchenübernachtungen, Familiengottesdienste. An Sommerfeste, Konfirmandenfahrten, Krippenspielpro ben, Adventsmärkte, Taufen und selbst so manche Gremienarbeit im kleinen Kreis war manchmal gar nicht so trocken und langweilig wie vielleicht befürchtet. Wie habe ich manch’ kluges und anregendes Gespräch genossen.

Und ja, es gab auch immer wieder schwere Zeiten, in denen die Sorge um die Zukunft der Gemeinde(n) spürbar war und wir um den richtigen Weg miteinander rangen. Da tat es gut sich gegenseitig zu ermutigen und auch zu streiten, sich zu ärgern und wieder zu vertragen – das ist Leben pur. Und es gab sie natürlich auch, diese unendlich langen und ermüdenden Sitzungen, die wir aber gemeinsam durchgestanden haben.

Ich blicke zurück und entdecke unendlich viele leuchtende Momente mit so vielen lieben Menschen – es ist unmöglich alle zu benennen. Aber eines ist sicher: Ich bin froh und dankbar, diese Gemeinde ein Stück des Weges begleitet zu haben.

Nun ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen, denn meine Zehnjahresfrist ist bald um, und so mache ich mich auf den Weg in ein ganz neues Aufgabengebiet:  Ab 1. Februar 2019 werde ich meinen Dienst als Landespfarrerin für die Berliner Feuerwehr und die Flughafenseelsorge antreten, eine neue, schöne und wichtige Aufgabe, der ich mit Vorfreude entgegenblicke.

Der Abschied fällt mir nicht leicht. Aber wie meine kluge Großmutter schon wusste: Was vergangen, kehrt zwar nicht wieder, aber ging es leuchtend nieder, leuchtet’s lange noch zurück. Und diese intensive Zeit in Tiergarten wird mir lange zurück leuchten, dessen bin ich gewiss. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit und den Zusammenhalt und wünsche der Gemeinde Tiergarten von Herzen weiterhin alles Gute, Optimismus, Freude am Glauben und am Miteinander und über allem den reichen Segen Gottes. Ein Vers aus dem 37. Psalm möge Sie alle und mich begleiten und uns auf diese Weise im Geiste weiterhin miteinander verbinden: »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird es wohl machen!« Mit dieser Zuversicht im Herzen grüße ich Sie herzlich. Bleiben Sie behütet!

In herzlicher Verbundenheit, Ihre Pfarrerin Sabine Röhm


Die Verabschiedung von Pfarrerin Sabine Röhm wird in einem feierlichen Zentralgottesdienst erfolgen: am 6. Januar 2019 um 14 Uhr. Diese ungewöhnliche Uhrzeit, damit die ganze Gemeinde, die Familie und alle Freunde - auch die sonntäglich tätigen PfarrerInnen - dabei sein können.


Fotos: Sabine Wendt, Martina Knoll, Nesrin Myers


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